Wo übernachtet eigentlich mein Busfahrer?

Neben dem Reiseleiter ist es vor allem der Busfahrer, der für eine gelungene Studiosus-Reise sorgt. Doch die Arbeitsbedingungen der Busfahrer und ihrer Assistenten sind nicht in allen Ländern vorbildlich.

Wo übernachtet eigentlich mein Busfahrer?

Sie steuern den Bus sicher über die engen Kurven der Küstenstraße oder durch den wuseligen Stadtverkehr in Delhi und nicht selten erhalten sie am Ende einer schwierigen Etappe bewundernden – und erleichterten – Applaus von den Gästen: die Busfahrer auf Studiosus-Reisen. Überhaupt sind sie bei den Gästen sehr beliebt. Sie kümmern sich um das Gepäck, halten kühle Getränke bereit und fungieren als Brückenbauer zu den Menschen vor Ort.

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Studiosus ist seit 2007 Mitglied des UN Global Compact und hat sich damit verpflichtet, dessen Prinzipien der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht, der Arbeitsstandards, der Nachhaltigkeit und der Korruptionsbekämpfung weltweit einzuhalten.

Doch während der Busfahrer tagsüber wichtiger Ansprechpartner und unverzichtbares Rückgrat der Reise ist, ist er am Abend in der Regel verschwunden. Oft fragen sich die Gäste: Was macht unser Busfahrer am Abend, wo übernachtet er eigentlich?

Übernachtungen im Bus

Je nach Land und Route fällt die Antwort unterschiedlich aus: Die Busfahrer übernachten im Hotel der Gäste oder in eigenen Fahrerunterkünften, manchmal können sie auch zu Hause oder bei Freunden schlafen – und bis vor einigen Jahren konnte es auch vorkommen, dass die Busfahrer die Nacht im Bus verbrachten. Üblich war das etwa in Indien.

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2013 unterzeichnete Studiosus zusammen mit weiteren Touristikunternehmen und Akteuren aus der Tourismusbranche das „Commitment zu Menschenrechten im Tourismus“ und bekennt sich darin zu seiner menschenrechtlichen Verantwortung und Sorgfaltspflicht im Tourismus.

„Bis 2011 war es auf den Indienreisen, die ich als Reiseleiter begleitete, in der Regel so, dass der Busfahrer und sein Assistent im Bus übernachteten. Ich verbrachte meist einen oder zwei Abende auf der Reise mit dem Busteam, wir bereiteten uns auf einem Gaskocher vor dem Bus das Abendessen zu und hörten dabei Bollywood-Musik, und ich konnte an meinen Hindi-Kenntnissen feilen“, erinnert sich Fabian Balz, früher Studiosus-Reiseleiter in Indien, heute Länderexperte im Studiosus-Team in München und verantwortlich für die Reiseplanung. Seit 2012 hat sich diese Praxis in Indien, aber auch in anderen Ländern, wo die Busfahrer oder die Busbegleiter ebenfalls im Fahrzeug übernachteten, geändert. Seither verpflichtet Studiosus seine Busagenturen, ihren Busfahrern auf Studiosus-Reisen, soweit sie nicht zu Hause schlafen können, eine Übernachtung im Hotel zu ermöglichen bzw. zu bezahlen.

Diese Verbesserung für Busfahrer ist eine Folge der intensiven Beschäftigung mit Menschenrechtsfragen im Tourismus, die Studiosus vor knapp zehn Jahren begann. Auslöser war der im Mai 2011 erschienene Abschlussbericht des UN-Sonderbeauftragten für Menschenrechte, John Ruggie, der erstmals einen verbindlichen Rahmen für die Menschenrechtsverantwortung von Unternehmen festlegte.

Engagement für Menschenrechte

Der dadurch gestiegenen Verantwortung wollte Studiosus gerecht werden und hat daher eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt: Im Juli 2011 verankerte Studiosus sein Menschenrechtsengagement im Unternehmensleitbild. Es folgte eine Bestandsaufnahme für sämtliche im Angebot befindlichen Länder zur Identifizierung möglicher Menschenrechtsprobleme im Kontext der Reisen.

Studiosus hat – nach Auswertung dieser Bestandsaufnahme – 2012 die Verträge mit seinen Leistungspartnern überarbeitet. Es wurden neue Vereinbarungen zur Achtung der Menschenrechte bezüglich der Arbeitsbedingungen von Hotelangestellten, Schiffspersonal und Busfahrern aufgenommen, zum Beispiel sichere Arbeitsverhältnisse, Arbeitszeit- und Freizeitregelungen und die Umsetzung anderer Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO.

Unterkünfte für indische Busfahrer

Eine direkte Folge davon war die Verbesserung der Übernachtungssituation des Buspersonals in Indien: „Seit 2012 wurde ich von den Busfahrern nicht mehr zum Kochen vor dem Bus, sondern in die Fahrerunterkünfte der Hotels eingeladen. Diese sind zwar nicht gerade luxuriös, bieten aber deutlich mehr Komfort als die Rückbank im Bus. Meist übernachtete der Fahrer jetzt in einem kleinen, sauberen Zimmer mit zwei Betten, Bad und Kochnische zusammen mit seinem Busassistenten. Und ich wurde nun zum Kochen ins Zimmer oder eine der Gemeinschaftsküchen der Fahrer eingeladen – wo mir das Chicken-Curry auch gut schmeckte“, erzählt Fabian Balz. „Und ein weiterer Vorteil ist, dass die Busfahrer jetzt besser schlafen und ihre Gäste noch sicherer durch den aberwitzigen indischen Verkehr fahren können.“

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Für die Leistungspartner in den Bereichen Hotels, Busgesellschaften und Zielgebietsagenturen entwickelte Studiosus einen Selbstauskunftsfragebogen zum Thema Nachhaltigkeit und Menschenrechte, der seit 2012 regelmäßig verschickt und sorgfältig ausgewertet wird.

Von den neuen Regelungen profitierten auch die Busbegleiter in Marokko. „Hier war es schon immer so geregelt, dass die Busfahrer im Hotel übernachteten. Aber ihre Assistenten, die Graisseurs, mussten im Bus schlafen. Nachdem wir darauf bestanden, dass auch die Busassistenten in Hotels untergebracht werden, wurde das auch umgesetzt. Allerdings bedurfte es etwas Überzeugungsarbeit, da die hierarchische Struktur zwischen Busfahrer und Busjungen und die Angst der Agenturen, der Bus könnte gestohlen werden, wenn der Graisseur nicht darin übernachtet, dem entgegenstanden“, erklärt Jörg-Dietrich Meltzer, Studiosus-Länderexperte für Marokko. „Meines Wissens gibt es kaum andere Reiseveranstalter, die ihren Busfahrern und Busjungen in Marokko diese komfortablen Übernachtungsbedingungen bieten.“

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Studiosus-Reiseleiter prüfen auf ihren Reisen, ob die Busfahrer auch tatsächlich im Hotel untergebracht sind und nicht im Fahrzeug übernachten.

Seine Erfahrungen mit dem Thema Menschenrechte auf Reisen bringt Studiosus seit 2012 in den auf Mitinitiative von Studiosus gegründeten Roundtable Human Rights in Tourism e.V. auf Branchenebene ein. Es wurden bisher u. a. ein Management- Leitfaden, ein Online-Fortbildungsmodul sowie ein Leitfaden mit Arbeits- und Sozialstandards zur Beschäftigung von Fahrpersonal entwickelt, der von Studiosus maßgeblich mit erarbeitet wurde.

„Die indischen Busfahrer sind dankbar für die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen“, resümiert Fabian Balz. „Und auch die Gäste haben ein besseres Gefühl, seit sie wissen, dass ihr Busfahrer nicht im Bus schlafen muss.“

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Nicht nur in Indien – Studiosus-Gäste sind mit den Busfahrern sehr zufrieden: 98,6 Prozent gaben 2018 auf dem Beurteilungsbogen nach der Reise an, dass ihre Erwartungen bezüglich des Busfahrers erfüllt oder übertroffen worden sind.