70 Jahre Brückenschlagen zwischen den Kulturen
Man schrieb das Frühjahr 1954, als die erste Studiosus-Gruppe per Bus von München „durch die Schluchten des Balkans“ nach Griechenland fuhr. Das war die Geburtsstunde der Studiosus Reisen München GmbH. Im ersten Geschäftsjahr konnte Studiosus rund 500 Gäste begrüßen – zunächst fast ausschließlich Studierende, daher auch der Name des Reiseveranstalters.
Sitzfleisch und viel Zeit
In den 1950er-Jahren waren Flugreisen absolut unüblich und unerschwinglich. Daher ging es auch nach Griechenland, Spanien, Ägypten und in die Türkei per Bus, Bahn bzw. Schiff. Selbst bei der 1957 ins Programm aufgenommenen Reise in die USA wurde den Gästen eine Schiffspassage angeboten, die Reise dauerte 60 Tage. Und die 1962 ausgeschriebene Indienreise umfasste 45 Reisetage, ging es doch mit Bus und Bahn auf den Subkontinent. Erst ab Mitte der 1960er-Jahre wurden nach und nach Flugreisen ins Angebot aufgenommen.
Von Griechenland in die weite Welt
Das erste Programm des Unternehmens umfasste 21 Reisen, vor allem nach Griechenland und Italien. Im Lauf der Zeit wurde das Angebot stark ausgebaut. Der Reisemarkt erwies sich lange als ein verlässlicher Wachstumssektor. Mit dem einsetzenden Wirtschaftswunder hatten die Menschen mehr Geld und mit der Reduzierung der Arbeitszeiten mehr Freizeit. So konnte Studiosus sein Angebot ständig erweitern und knackte 1978 zum ersten Mal die 10.000-Gäste-Marke. Das Ende des Ost-West-Konflikts 1989 verstärkte die Neugier auf osteuropäische Reiseziele und viele neue Gäste konnten im Zuge der Wiedervereinigung gewonnen werden. 1990 gab Studiosus erstmals einen eigenen „Katalog für Bürger der DDR“ heraus, dieser Katalog ist heute im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn ausgestellt. Die Gästezahlen stiegen weiter an und der bisherige Höhepunkt wurde im Jahr 2000 mit 108.000 Gäste erreicht, die mit dem Unternehmen über 120 Länder auf mehr als 1000 Reisen entdecken konnten.
Erstklassige Reiseleiterinnen und Reiseleiter
Mit den Gästezahlen stieg natürlich auch die Zahl der Mitarbeitenden und Reiseleitenden. Während Werner Kubsch die ersten Reisen noch selbst als Reiseleiter begleitete, sind heute rund 560 Reiseleiterinnen und Reiseleiter für das Unternehmen tätig, und die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Münchener Firmenzentrale ist auf rund 300 gestiegen. Ein besonderer Erfolgsfaktor für das Unternehmen sind seine Reiseleiterinnen und Reiseleiter, die als die Besten der Branche gelten. Schon früh legte Studiosus großen Wert auf die Auswahl seiner Reiseleitenden, ab Mitte der 1990er-Jahre wurde ein Qualitätsmanagementsystem für die Auswahl, Aus- und Weiterbildung der Studiosus-Reiseleiterinnen und -Reiseleiter aufgebaut und 1998 offiziell nach der internationalen Qualitätsnorm DIN EN ISO 9001 zertifiziert – bis heute einmalig unter den Studienreise-Veranstaltern Europas.
Von der Studienreise zur Studiosus-Reise
Während die Studienreisen zunächst mehr den Charakter von reisenden Seminaren als von Urlaub hatten, änderte sich das im Laufe der Jahre stark. Als Peter-Mario Kubsch, Sohn des Firmengründers Werner Kubsch, 1983 nach seinem Studium in das Unternehmen eintrat und nach dem Tod seines Vaters 1992 die Geschäftsführung übernahm, stellte er die Weichen in Richtung Moderne Studienreise. Die Reisen verbinden seither die Begegnung mit Land und Leuten mit Entspannung und Erholung – und sind möglichst nachhaltig geplant. Studiosus war immer wieder Trendsetter auf dem Gebiet nachhaltiges Reisen, sei es bei der Einführung der kostenfreien, umweltschonenden Bahnanreise zum Abflugsort, dem Aufbau eines zertifizierten Umweltmanagementsystems oder der CO2e-Vollkompensation aller Flüge, Bus-, Bahn- und Schiffsfahrten sowie der Hotelübernachtungen auf den Reisen.
Sicherheit geht vor
Trendsetter war Studiosus auch auf dem Gebiet der Reisesicherheit: Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 reagierte Studiosus auf die neue Situation mit der Einführung eines umfangreichen Sicherheitsmanagementsystems und berief einen eigenen Sicherheitsmanager – damals ein in der Reisebranche umstrittenes Vorgehen, heute Standard bei vielen Veranstaltern. Durch sein Sicherheitsmanagement war Studiosus auch vergleichsweise gut vorbereitet, als 2020 völlig unerwartet die Corona-Pandemie den Reiseverkehr lahmlegte und ganze Nationen in den Lockdown zwang. Im Zuge der weltweiten Reisewarnung musste Studiosus binnen weniger Tage Gäste aus mehr als 35 Ländern weltweit zurückholen. Danach folgten Reiseabsagen wegen der ausgesprochenen Reisewarnungen. Allen davon betroffenen Gästen erstattete Studiosus die geleisteten Zahlungen gesetzeskonform ohne Wenn und Aber umgehend zurück. Dank staatlicher Hilfen, eigener hoher finanzieller Rücklagen und der Treue seiner Gäste überstand Studiosus diese bislang größte Herausforderung unbeschadet und kann sich heute wieder über fast so hohe Gästezahlen freuen wie vor der Pandemie.
Wohin geht die Reise?
„Über die Zukunft kann man in unserer schnelllebigen Zeit nur spekulieren“, meint Peter-Mario Kubsch. „Sicher ist aber, dass uns der Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten begleiten wird. Mit der Vollkompensation aller Treibhausgas-Emissionen auf unseren Reisen haben wir auf diese Herausforderung bereits eine weitreichende Antwort gefunden. Wir werden hier aber nicht stehenbleiben, sondern unsere Reisen noch stärker so konzipieren, dass der Ausstoß von Treibhausgasen schon von vornherein vermieden beziehungsweise reduziert wird. Im März dieses Jahres bin ich nach langer Zeit wieder einmal mit dem Nachtzug nach Rom gefahren. Es war herrlich, gut ausgeschlafen morgens um 9 Uhr durch die frühlingshafte Stadt zu spazieren und das Leben auf den Straßen und Gassen zu beobachten!“ Studiosus plant, Bus- und Bahnreisen weiter auszubauen. Und auch mehr längere Reisen in die Ferne anzubieten – damit Studiosus-Gäste ein Land auf einer Route in seiner Gesamtheit kennenlernen können und nicht zwei oder drei Reisen dazu unternehmen müssen.
„Vor dem Hintergrund von zunehmenden Hitze- und Dürreperioden“, fährt Peter-Mario Kubsch fort, „werden sich Schwerpunkte der Nachfrage bei den Zielgebieten verändern und wir werden Saisonzeiten neu definieren. Vor- und Nachsaisonzeiten werden weiter an Bedeutung gewinnen.“ Aber – und das ist Peter-Mario Kubsch jetzt ganz wichtig – Studiosus-Gäste können sich sicher sein, dass sie auch in Zukunft auf ihren Reisen die Welt in ihrer Vielfalt erleben und andere Kulturen und Menschen kennen- und verstehen lernen. „Ich glauben, dass wir mit unseren Reisen – auch dank unserer hervorragenden Reiseleiterinnen und Reiseleiter – Brücken schlagen können zwischen den Kulturen und einen Beitrag zum besseren Verständnis der Menschen untereinander leisten – und nichts ist in unserer globalisierten Welt wichtiger als das. Nachhaltigkeit ist eben dann doch viel mehr als der Klimaschutz.“